Skifahren – eine uralte Sache
Kürzlich hat man am Dnjepr in Russland Fragmente von Skiern gefunden, und diese sollen gegen 6000 Jahre schon dort liegen. Erwiesen ist, dass vor 4500 Jahren in Skandinavien Skier existierten: Höhlenzeichnungen und Funde in Torfmooren weisen darauf hin. Auf Skibrettern wurden Kriege geführt und sie dienten als Transportinstrument. Dass man mit diesen zwei Brettern, welche für einen Skifahrer die Welt bedeuten, auch „Sport“ treiben kann, darauf kamen die Norweger in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1893 sind die ersten Skispuren auch im Urserental zu entdecken: Die Fortwächter haben von Bundesbern Testbretter erhalten und ein paar von ihnen sind in jenem Jahr mit Ski auf den Gotthard hochgestiegen. Ebenfalls in jenem Jahre unternahm der Skiclub Todtnau (Schwarzwald) eine Tour auf den Gotthard, die Furka und den Grimsel. Auch 1893 wurde mit dem SC Glarus der erste Skiclub der Schweiz gegründet. Insbesondere durch die skifahrenden Fortwächter wurde der Skisport in Andermatt bekannt. Auch andere, nichtmilitärische Kreise, begannen mit zwei Brettern verschneite Hänge hinunterzufahren.

Zuerst waren es elf
Elf Männer trafen sich am 13. Dezember 1903 im Restaurant Bollschweiler in Andermatt, um über die Gründung eines Skiclubs im Urserentale zu beraten. Bald war man sich über das Bedürfnis eines örtlichen Skiclubs einig und am 20. Dezember 1903 wurde der Skiclub Gotthard Andermatt aus der Taufe gehoben. 32 Männer zählten zu den Gründern dieses Vereins. Als erster Präsident nahm Kaspar Meyer aus Hospental die Geschicke der jungen Verbindung in die Hand. Und mit viel Eifer ging man daran ein erstes Winterprogramm zusammenzustellen und durchzuführen, welches vor allem aus Skitouren bestand.

Die Anfänge
Am Anfang waren es noch sehr wenige, welche sich dem Skisport widmen wollten. Das lag unter anderem auch daran, dass viel zu wenig Bretter vorhanden waren. Andermatt verfügte damals über kein Sportgeschäft. Kurzerhand kaufte der Verein Skier und vermietete sie tageweise an Mitglieder und Gäste. Auch eine Skischule gab es anfangs 20. Jahrhundert noch nicht in Andermatt. So heuerte der SCGA vier Norweger an, welche fortan als Kursleiter wirkten und Einheimische zu Skilehrern ausbildeten. Als Dank für diese Verdienste wurden die vier Norweger die ersten Ehrenmitglieder des Clubs. Eng verbunden war der Skisport und damit auch die Geschicke des Clubs mit den Skisoldaten. Anfangs organisierte der SCGA immer auch noch Rennen für das Militär. Erst nach dem ersten Weltkrieg wurden die militärischen Rennen nach und nach von der Armee selber durchgeführt. Am 20. November 1904 wurde der Schweizerische Skiverband (SSV) gegründet. Der Andermatter Skiclub gehörte mit zu den Gründern. Für die Gründung des Zentralschweizerischen Skiverbands (ZSSV) zeichnete der SCGA gar als Initiant, so dass 1919 der Dachverband der Zentralschweizerischen Skiclubs aus der Taufe gehoben werden konnte.

Skirennen und Sprungläufe
Bereits 1905 fand in Andermatt das erste Skirennen statt, organisiert vom Skiclub Gotthard. Dazu gehörte auch bereits ein Rennen für die Jugendlichen. 1909 wurde in Andermatt das 5. grosse Skirennen der Schweiz durchgeführt (im Prinzip die Schweizermeisterschaften). 1914 fand der legendäre Alpine Dauerlauf über 60km statt. Die Laufstrecke führte vom Start in Realp über Wytenwasseren, den Lucendropass zum Gotthardhospiz, dann über den Sellapass ins Val Tavetsch zur Oberalppasshöhe und hinunter nach Andermatt ins Ziel. Wie man heute weiss, waren es allerdings nur 45km, welche die elf wackeren Teilnehmer zu bewältigen hatten. Die Andermatter wollten aber nicht nur Wettkämpfe im alpinen Skisport durchführen, auch der Sprunglauf (wie das Skispringen damals hiess) hatte es ihnen angetan. Nach langem hin und her konnte am 27. Dezember 1931 die Gotthardschanze mit einem Eröffnungsspringen eingeweiht werden.

Sprungläufe fanden aber in Andermatt auch schon früher statt (siehe Fotos) diese wurden aber auf improvisierten Schanzen ausgetragen. Später stellte sich aber heraus, dass die Gotthardschanze in den schönsten Lawinenhang hineingebaut wurde. 1945, 1951 und 1952 wurden jeweils Teile der Anlage von Lawinen weggefegt, so dass es bis heute keine feste Schanzenanlage in Andermatt mehr gibt. Skirennen fanden seitdem aber laufend in Andermatt statt: Höhepunkte waren immer wieder die Schweizermeisterschaften, welche 1934 und 1953 durchgeführt wurden. 1966 wurden zudem die nordischen Schweizermeisterschaften in Andermatt durchgeführt. 1978 fanden auf den Skipisten Andermatts das letzte Mal nationale Skimeisterschaften statt: Aus Anlass des 75 jährigen Jubiläums wurden die schweizerischen Damen-Skimeisterschaften durchgeführt. Es wurden und werden aber noch zahlreiche andere Skirennen vom Skiclub Gotthard durchgeführt. Speziell erwähnt seien die früher jährlich stattfindenden Internationalen Gotthard Skitage (das erste Mal 1951 ausgetragen) mit Wettkämpfen in allen Disziplinen, oder der Gemsstock-Riesenslalom welcher 1962 das erste Mal durchgeführt wurde. Den Gemsstock-Riesenslalom gibt es heute noch, die Internationalen Gotthard Skitage starben 1962, weil deren Durchführung zunehmend zu einen Verlustgeschäft für den SCGA wurde. Zudem organisierte der SCGA immer wieder Skirennen für Dritte: Firmen, Berufsverbände und so weiter. Für diese stellte der Skiclub das Material und Personal zur Verfügung und führte das ganze Rennen durch. Diese Dienstleistung wird auch heute noch geboten.

Von Skikanonen und Sprungtitanen
Bernhard Russi – er ist wohl Andermatts grösste Skikanone der letzten hundert Jahre und somit auch das Aushängeschild des Skiclubs Gotthard Andermatt. Aber bereits vor ihm gab es grosse Leistungen und heute hat der SCGA wieder ein paar hoffnungsfrohe Nachwuchsathleten in seinen Reihen. Der erste ganz grosse Namen in der Vereinsgeschichte des SCGA ist Adi Gamma. Er machte bereits 1935 als Junioren-Langlauf-Sieger von sich reden. 1939 wurde er Schweizermeister in der Vierer-Kombination (Langlauf, Sprunglauf, Abfahrt und Slalom). In den vierziger Jahren konnte sich Andermatt an den Erfolgen von Antoinette Meyer erfreuen. Sie wurde mehrmals Schweizermeisterin. Von 1948 bis 1957 war Franz „Fränggi“ Regli Mitglied der Langlauf-Nationalmannschaft. Er nahm 1948 und 1952 an olympischen Spielen teil. Ungefähr zur selben Zeit hatte Karl Gamma seine erfolgreichen Jahre. Von ihm sagt man, dass er bereits mit den Ski auf die Welt gekommen sei, schliesslich waren schon sein Vater und sein Bruder erfolgreiche Skifahrer. Auch er gehörte lange Zeit der Ski-Nationalmannschaft an und nahm an den olympischen Spielen 1948 in St. Moritz teil. 1952 wurde er zudem Schweizermeister im Riesenslalom. 1966 tauchte erstmals der Name Bernhard Russi auf. In diesem Jahr nahm er das erste Mal an den Junioren-Schweizermeisterschaften teil und schaffte gleich in der Abfahrt, Slalom und Kombination einen Rang unter den ersten zehn. Über Bernhard Russis Karriere wurde schon viel berichtet und sie dürfte auch noch heute hinreichend bekannt sein. Die Krönung seiner Karriere und damit auch ein Höhepunkt in der Vereinsgeschichte des SCGA war sicherlich der Abfahrtssieg bei der Olympiade 1972 in Sapporo.

Fast parallel dazu verliefen die Skispringer-Karrieren von Heiri Müller und Sepp Bonetti. Beide Athleten nahmen zu jener Zeit mehrmals an internationalen Springwettkämpfen teil und konnten dort schöne Erfolge verbuchen. Der letzte Skispringer aus Andermatt, welcher auch international sprang, war Benito Bonetti. Desen Karriere begann Ende der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Heutzutage ist die Förderung des Nachwuchses eine der Hauptaufgaben des SCGA. Die JO-Gruppe verfügt über zahlreiche motivierte junge Rennfahrerinnen und Rennfahrer. Die Erfahrung der vergangenen Jahre hat aber gezeigt, dass viele gezwungen sind mit dem Rennsport aufzuhören, sobald der Einstieg ins Berufsleben beginnt, welcher oft auch mit dem Wegzug von Andermatt verbunden ist. Momentan sorgen insbesondere die Junioren Michael Bonetti und Jonas Russi für Furore. Jonas Russi wurde immerhin diesen Winter Junioren-Schweizermeister in der Abfahrt. In der nordischen ist momentan Philip Furrer das vielversprechendste Talent.

Statistisches
In den vergangenen 100 Jahren hat der SC Gotthard Andermatt rund 420 Anlässe organisiert und durchgeführt, hierzu waren ca. 12’000 Mann-Tage ehrenamtliche Arbeit der Mitglieder erforderlich.

Schweizer Meister aus den Reihen des SCGA:
1903 Hans Regli
1910 Fritz Furrer
1939 Adi Gamma
1943 Antoinette Meyer
1944 Antoinette Meyer
1945 Antoinette Meyer
1952 Karl Gamma
1970 Bernhard Russi
1971 Bernhard Russi

Insgesamt haben Mitglieder des SCGA in den letzten hundert Jahren 29 Podestplätze bei Junioren-Schweizermeisterschaften belegt und deren 39 bei der Elite (alle Disziplinen). 12 Podestplätze an Schweizermeisterschaften konnte der Biathlet Cyrill Russi für sich verbuchen. Ebenso war Daniel Infanger aus Realp sieben Mal unter den besten drei bei Snowboard-Schweizermeisterschaften. So wurden also total 87 nationale Medaillen nach Andermatt entführt.

Einen Bericht zur 100-Jahre-Jubiläumsfeier des Skiclubs im Jahr 2003 finden Sie hier.